Die Kunst der Beziehungsbalance

Innerlich gelassen den Schulalltag meistern, Konflikte konstruktiv lösen und Grenzen gleichsam fest und freundlich setzen – geht das? Mit diesen Fragen setzte man sich bei der alljährlichen Tagung in der Kirchlichen Akademie der Lehrerfortbildung in Obermarchtal auseinander. Erstmals waren auch die Mitarbeiterinnen aus dem Ganztagsbereich dabei.

Seit 2009 unterhält die Schule eine Kooperation mit der Katholischen Erwachsenenbildung im Ostalbkreis. Dabei wurden bereits für Eltern kess-Kurse angeboten. Nun hatte Rektor Stefan Willbold gemeinsam mit der Bildungsreferentin Kornelia Spiegler die Möglichkeit eröffnet, die von der Arbeitsgemeinschaft für Katholische Familienbildung e.V. in Bonn ( sowie dem Referat Schulpastoral und dem Familienreferat im Erzbischöflichen Seelsorgeamt Freiburg)  konzipierte Lehrerfortbildung nach Obermarchtal zu holen. Dabei handelt es sich um das in der Diözese Rottenburg-Stuttgart erstmalig durchgeführte Projekt „KidS=Kess erziehen in der Schule“. Als weitere Referentin stand Ulrike Strubel, Kursleiterin und individualpsychologische Beraterin, zur Verfügung.

Das Konzept baut auf dem christlichen Menschenbild und dem individualpsychologischen Ansatz von Rudolf Dreikurs auf. Nach diesem individualpsychologischen Ansatz arbeiten bereits Lehrkräfte an der Schule im Bereich der Mediation und des Täter-Opfer-Ausgleichs. „Ein Kind braucht täglich Ermutigung wie eine Pflanze das Wasser und das Sonnenlicht.“ Ermutigung gelingt auf der Grundlage von Respekt und Würde des Kindes und Jugendlichen. Dabei handelt es sich seitens des Pädagogen um eine Haltung, die dem Kind deutlich macht, dass der Erwachsene das Kind achtet, im vertraut und daran glaubt, dass sein momentaner Mangel an Können in keiner Weise seinen Wert als Person beeinträchtigt.

Ein weiterer Schwerpunkt war die Auseinandersetzung mit den sozialen Grundbedürfnissen. Der Mensch ist ein soziales Wesen und deshalb gehört die Erfüllung der sozialen Grundbedürfnisse zu den Schlüsselbedürfnissen. Diese sind Zugehörigkeit, Wichtigkeit und Bedeutsamkeit, Einflussnahme und Fähigkeit sowie Sicherheit. Allerdings gehört es zu den Erfahrungen des Lebens, dass die Grundbedürfnisse nicht immer erfüllt werden. Dies führt bei Kindern zu Entmutigung und Verunsicherung und zeigt sich anschließend in unerwünschten Verhaltensweisen, die als Signale gedeutet werden wollen, dass es dem Kind nicht gut geht. Diese Signale zu entschlüsseln, zu verstehen und anschließend adäquat zu handeln, zeigt sich als Herausforderung für alle am Erziehungsprozess Beteiligten. In manchen Fällen ist es auch angezeigt, externe Unterstützung zur Hilfe zu holen. Dies wurde zum Abschluss der Tagung deutlich.

Auch die Gespräche mit Eltern können  auf der Grundlage des Konzepts fruchtbar gestaltet werden. Künftig ist geplant, an der Schule weitere Module in internen Fortbildungen anzugehen. Die Ziele dieser Tagung waren einen ersten Einblick in die Gedankenwelt von KidS zu erhalten, einen gemeinsamen Blick und eine gemeinsame Sprache für das Kind zu entwickeln sowie das eigene erzieherische Handeln zu reflektieren und zu professionalisieren.

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