Das einzelne Kind und sein Lernen

Eines wurde sehr schnell deutlich: Lernen ist grundsätzlich individuell, da es ein subjektiver Vorgang ist, bei dem der Lehrende nur Anstoß und Helfer sein kann. Das Lernen selbst kann man dem Lernenden nicht abnehmen.

Die Heterogenität, also die Vielfalt der Lernenden in der Schule ist aktuell wieder in der Diskussion. Der Marchtaler Plan stellt schon immer auf der Grundlage der christlichen Anthropologie das Kind in dem Mittelpunkt des pädagogischen Bemühens. Grund genug, sich im Rahmen des Strukturelements der Freien Stillarbeit und Freien Studien mit der Frage zu befassen, wie diese im Hinblick auf eine Lernkultur, die vom Individuum ausgeht, weiterentwickelt werden kann.

Zu Beginn der Tagung setzte sich das Kollegium zunächst mit unterschiedlichen Ansätzen zur Lerntheorie auseinander. Hilfreich waren in diesem Zusammenhang auch die Erkenntnisse der Neurobiologie, die von einer Selbstorganisation des Gehirns ausgehen. Egal wie der Input durch die Umwelt oder eine Lehrperson beschaffen ist, das einzelne Gehirn kann nicht anders als aktiv mit dem Input umzugehen. Der unterstellte Vorteil homogener Lerngruppen, dass das, was man lehrt, auch bei allen so ankommt, erweist sich als falsch. Das Selbermachen ist entscheidend. Je mehr Raum für individuelles Tun und Erleben zugestanden wird, desto positiver empfindet dies der Lernende.

Referent Rainer Kopp, Koordinator des Projekts EU-MAIL (European Mixed-Ability and Individualised Learning) und Thomas Rau, selbst Lehrer und Moderator, führten in die theoretischen Grundlagen individualisierten Lernens ein. Dabei kamen auch Praxisbeispiele, wie das der Evangelischen Schule Berlin nicht zu kurz, die sich schon lange mit ihren Lernbüros diesem Thema widmet. Die Lehrkräfte beschäftigten sich im Folgenden vor allem mit der Weiterentwicklung der Freien Stillarbeit und der Freien Studien, die als Strukturelement Bestandteil der Marchtaler-Plan-Pädagogik sind. Dabei wurden verschiedene Zielperspektiven entwickelt: Selbst- und Fremdeinschätzung der Kinder fördern, Ausbau der selbständigen Arbeitens, Alternativen zur traditionellen Leistungskontrolle, Verantwortung bei den Kindern und Jugendlichen stärken. Eine weitere Perspektive war die Förderung von Kindern auf unterschiedlichen Leistungsniveaus. Dazu verschaffte Ernst Stiel, Lehrer einer sechsten Klasse an der Katholischen Freien Carl-Joseph-Leiprecht-Schule in Rottenburg, einen Einblick in die Arbeit und Materialien  seiner Klasse. Am Ende der Tagung in der Kirchlichen Akademie für Lehrerfortbildung fiel das Feedback hinsichtlich Klima und Prozesshaftigkeit äußerst positiv auf. Damit wurde eine gute Basis geschaffen, um das Thema im Rahmen der pädagogischen Konferenzen an der Schule weiter zu bearbeiten.

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