Erziehung in einer schwierigen Zeit

Hohe Fachkompetenz, gepaart mit humoristischem Vortragsstil – dies durften die Zuhörer des Vortrags „Ein Job für Mutige – Erziehung in einer schwierigen Zeit“ erwarten und wurden nicht enttäuscht. Der renommierte Gmünder Kinder- und Jugendpsychologe Dr. Thomas Fuchs brannte ein wahres Feuerwerk an Beispielen aus seiner täglichen Praxis ab. So manche Mutter oder mancher Vater fühlte sich an der einen oder anderen Stelle ertappt – dies wurde an den zahlreichen Reaktionen aus dem Publikum deutlich. Der Referent skizzierte die Auswirkungen einer beschleunigten Gesellschaft auf die Kindheit von heute. Zeiten des Müßiggangs und der Langweile sind einem von Terminen diktierten  Wochenverlauf gewichen. „Die Arbeit des Kindes ist das Spiel“: Es sei auf Grund der hohen Termindichte jedoch oftmals unmöglich, nachmittags einen geeigneten Spielpartner zu finden. „Da müssen Sie schon die Klassenliste einmal rauf- und runtertelefonieren“, so Dr. Fuchs. Kindern von heute sei zudem auf Grund der ständigen Verfügbarkeit der Medien Zugang zu Informationen und Inhalten möglich, die früher der Erwachsenenwelt vorbehalten gewesen seien. Die Nutzungszeit trage ihr Übriges dazu bei, dass immer weniger Zeit für das Kindsein bliebe. Kinder müssten auch nicht bei allem immer Spaß haben. Ebenso müsste ein Kind nicht alles bekommen, was es haben will, schon gleich gar nicht nach dem Motto: „ICH - SOFORT – ALLES“. Unsere Konsumgesellschaft fördere Bedürfnisse:  Genau hier gelte es gegenzusteuern, so Dr. Fuchs. Diesen Bedürfnissen nachzukommen würde dem Kind nicht nützen, weil diese Art der Bedürfnisbefriedigung untauglich fürs spätere Leben sei, in dem Leistung verlangt wird, ohne dass diese sofort oder unmittelbar entlohnt wird. Wie einfach das manchmal aussehen kann, zeigt ein Beispiel aus seiner Praxis. Der siebenjährige Max: „Ich hab heute keine Lust zur Therapie!“ Dr. Fuchs: „Dann machen wir es eben ohne Lust.“ Erziehung gelingt am besten mit Liebe und Konsequenz. Dabei sei es wichtig, den Alltag des Kindes übersichtlich zu gestalten, Freiräume zu schaffen, sich als Erwachsener und nicht als bester Freund oder beste Freundin des Kindes zu zeigen und den Medienkonsum zu thematisieren. Am Ende des Vortrags las Fuchs noch aus einem Brief an einen imaginären Sohn vor, der in eindrücklicher Art und Weise die Sorgen und Nöten eines Vaters schilderte. „Ich hoffe, dass du spürst, dass du mehr bist, als die Summe deiner Leistungen“. „Diesen Satz möchten wir in unseren Katholischen Schulen jeden Tag aufs Neue leben“, so Rektor Stefan Willbold, der sich gemeinsam mit Dieter Schneider, 2.Vorsitzender des Fördervereins, herzlich beim Referenten bedankte. Eine Fragerunde beschloss die eindrückliche Veranstaltung.

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