Ein liebevolles Elternhaus und klare Regeln

Der Förderverein der Schule hat seit diesem Schuljahr die Organisation des Elternforums übernommen. In jedem Schulhalbjahr soll ein Vortrag zu einem pädagogischen oder aktuellen Thema angeboten werden. So auch am vergangenen Dienstag.

Veronika Totzeck, Lehrerin und Integrative Lerntherapeutin, referierte in zwei thematischen Einheiten zum Thema AD(H)S. Dabei verstand sie es, schwungvoll und motivierend die Anwesenden mit einem Thema vertraut zu machen, das in der Öffentlichkeit häufig einer kontroversen Diskussion unterliegt. AD(H)S eine Modekrankheit?

Schülerinnen und Schüler mit AD(H)S erreichen oft nicht einen ihrer Intelligenz entsprechenden Schulabschluss. Das Familienleben ist häufig von Konflikten belastet, Mitschüler fühlen sich gestört und selbst engagierte Lehrerinnen und Lehrer kommen an ihre Grenzen, so dass schnell eine negative Spirale entstehen kann.

Die Fortbildung sollte Ursachen und Auswirkungen des Störungsbildes aufzeigen, wobei neben dem Medizinischen auch der Einfluss der Umwelt auf die Ausprägung des Störungsbildes gezeigt wurde. Nach einer kurzen Erklärung der medikamentösen Behandlungsmöglichkeiten standen verhaltenstherapeutische Maßnahmen im Vordergrund, wobei der Schwerpunkt auf den familiären Bereich gelegt wurde. Auch die Möglichkeiten der Schule, Kinder und Jugendliche mit AD(H)S zu unterstützen, wurde angesprochen. Die Aufmerksamkeitsdefizitstörung tritt entweder mit Hyperaktivität oder ohne auf, hierbei wird vom hypoaktiven Kind gesprochen. Jedoch zeigen auch diese „Träumer“ Anzeichen von Hyperaktivität, indem sie beispielsweise auf einem Blatt kritzeln, ständig die Haare zwirbeln oder mit einem Stift spielen. Organische Ursachen dieses Störungsbildes sind ausgeschlossen, jedoch sind die eigentlichen Ursachen nicht eindeutig geklärt. Eine hektische und unstrukturierte Umwelt, extreme Frühgeburten und eine genetische Disposition gehören zu den verstärkenden Faktoren. AD(H)S wird also nicht durch falsche Erziehung ausgelöst, jedoch kann diese verstärkend wirken. Eine zu geringe Menge an Dopamin im synaptischen Spalt hemmt die Informationsübertragung im Gehirn. Das fehlende Vermögen, Reize zu filtern,  und die Tatsache, dass die Kinder Emotionen falsch bewerten, erschweren Leben und Lernen im schulischen Umfeld.

Frau Totzeck, selbst ehemals Elternbeirätin an der Franz von Assisi-Schule, betonte ein multimodales Konzept: Verhaltenstherapie und medikamentöse Behandlung, da wo sie notwendig erscheint. Es sei hier wichtig zwischen dem Verhalten und der Person des Kindes zu trennen. Ein liebevolles Elternhaus und klare Regeln seien hier von Bedeutung. Anschließend gab die Referentin Empfehlungen für den Familien- und Schulalltag, die auch für nicht betroffene Kinder und Jugendliche von Bedeutung sind: Eine verlässliche Tagesstruktur, fairer Umgangston, Gesprächsangebote und Rückzugsmöglichkeiten sowie einen altersgerechten Freiraum. Hilfreiche Tipps zur Hausaufgabenpraxis und dem Lernen von Vokabeln rundeten den Vortrag ab. Wesentlich sei auch der Umgang mit Internet, Computer und Co. 1,5 Stunden Zeit am Fernseher und PC zusammen sei die angemessene Zeit ab der 7.Klasse. Zwischen Lernzeit und Computerspiel müsse mindestens eine Stunde Differenz liegen, damit sich die gelernten Inhalte im Langzeitgedächtnis verankern könnten. Wie gut ein Kind mit AD(H)S zurecht komme, sei von der Summe der positiven Faktoren in seiner Umgebung abhängig, sehr viel weniger von der Schwere des Störungsbildes. Kindererziehung sei, so ein chinesisches Sprichwort, Liebe, Liebe, Liebe und Vorbild, Vorbild, Vorbild.

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