Wie aus einem leeren Blatt ein Buch entsteht

„Meine Lesungen für Kinder beginne ich mit einem leeren Blatt in meiner linken und dem fertigen, gedruckten Buch in der rechten Hand. Und ich stelle die Frage: Was muss geschehen auf dem Weg vom leeren Blatt zum fertigen Buch?“

Christa Ludwigs Roman „Die siebte Sage“ ist eine spannende Geschichte über das Schicksal eines Mädchens im Kreuzpunkt zweier Völker. Die Handlung spielt in einem erfundenen Land, das die Autorin stark angelehnt hat an das arabische Reich in Spanien, das Kalifat von Al-Andaluz vor mehr als 1000 Jahren. Angesichts der heutigen Bedrohungslage weltweit und der religiösen Machtkämpfe erstaunt die Tatsache, dass die Araber das Land in Besitz nah-men, ohne es zu zerstören oder die Bevölkerung zu unterdrücken. Vielmehr war es eine Zeit, so hob die Autorin in ihrer Einführung hervor, in der die Gotteshäuser von Christen und Muslimen gemeinsam genutzt wurden. Im Mittelpunkt der Handlung steht das Mädchen Dshirah, ein Hirtenmädchen, die nicht leben kann wie andere. Sie kann keine Freundin ha-ben, muss sich verbergen – und hier wird die Geschichte sehr aktuell – fliehen. Denn wenn erkannt wird, was sie von anderen unterscheidet, droht ihr der Tod im Löwenrachen – falls sie nicht die verlorene Siebte Sage der Barden erzählen kann. Viel hängt von dieser Sage für die Zukunft der zwei Völker, die in Al-Curbona zusammenleben, nämlich die Araminen und die Barden.

Sehr gespannt folgten die Schülerinnen und Schüler der Klassen 6, nachdem sie von Christa Ludwig in den Inhalt des Romans eingeführt worden waren, den Ausführungen, wie die Autorin den Schreibprozess entwickelte. Erstaunt horchten sie auf, als Christa Ludwig ihnen erzählte, dass der Inhalt eines Buches sich von selbst entwickeln müsse. So kämen, wenn sie spazieren ginge, Bilder in ihren Kopf gekommen, sei eine Person in Gedanken vor ihr geistiges Auge ge-treten. Die Handlung entstehe und entwickle sich weiter, indem diese fiktive Person etwas sieht oder erlebt.  Am Beispiel eines Jungen, der sein Augenlicht verlieren sollte, nahm die Autorin die Schülerinnen und Schüler mit auf die Reise des Schreibprozesses und stellte schließlich in einem Lesevortrag das „fertige Produkt“ vor.

Für die Schülerinnen und Schüler war es aber auch sehr interessant, wie viel Mühe die Autorin darauf verwendete, die passende Einbandgestaltung zu entwickeln, was Christa Ludwig an verschiedenen Entwürfen zur „Siebten Sage“ anschaulich darstellen konnte.

Zum Schluss ihrer Ausführungen bedankte sich die Autorin für das große Interesse und die Aufmerksamkeit der Schülerinnen und Schüler. Sie freue sich, dass sie immer wieder in Schulen eingeladen werden würde, denn sie möchte gerade heute Kindern und Jugendlichen Leseerlebnisse verschaffen.

Zur Autorin:

geboren 1949 bei Kassel, studierte Germanistik und Anglistik und war einige Jahre als Lehrerin tätig. 1989 begann sie mit der Buchveröffentlichung und erhielt u.a. ein Stipendium vom Förderkreis deutscher Schriftsteller.
Ihr Roman Carlos in der Nacht wurde in die Auswahlliste der Goldenen Leslie für das beste deutschsprachige Jugendbuch des Jahres 2005 aufgenommen.
Christa Ludwig lebt mit ihrem Mann, einem Hund und einem Islandpferd in der Nähe des Bodensees. Sie hat drei erwachsene Söhne.

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