Lyrische Litera-Tour von Alfred Peter Wolf

Gleich zu Beginn machte A. P. Wolf klar, warum er unter der Bezeichnung „Andere Bühne. Die Stimme“ auftritt. Nicht wenige Schülerinnen und Schüler stöhnten auf, wenn sie sich im Unterricht – nicht zuletzt auch im Hinblick auf die Deutsch-Abschlussprüfung - mit Gedichten auseinander-setzen müssten. Er freue sich, so stellte sich A. P. Wolf in seinen beiden Aufführungen vor, dass er immer wieder an die Franz von Assisi-Schule eingeladen werde, noch größer wäre aber seine Freude, wenn die Schülerinnen und Schüler nach den 90 Minuten erkennen würden, dass ein Gedicht ein Bildwerk aus Sprache sei, das man auf sich wirken lassen müsse.

Zunächst machte A. P. Wolf deutlich, dass die meisten Schülerinnen und Schüler wohl vergessen hätten, dass sie in ihrer Kindheit immer wieder Gedichten begegnet seien, sei es als Kinder- oder Wiegenlieder oder in Form von Tischgebeten. Vielen Jugendlichen sei auch nicht bewusst, dass sie über ihre Medien täglich mit lyrischen Texten in der Musik verbunden seien. Dass dies eine lange Tradition habe, zeigte A. P. Wolf an dem Beispiel der Sängerin Alexandra auf, als er deren Lied „Mein Freund, der Baum ist tot“ in der Originalfassung aus den sechziger Jahren einspielte. Persönliche Schicksale würden von den Autorinnen und Autoren häufig in Gedichten weiter entwickelt, als A. P. Wolf  Texte von Heinrich Heine und Reiner Kunze vortrug. Gedichte könnten auch junge Menschen berühren, sie staunen lassen, ergreifen, beglücken oder erschüttern. So zitierte A. P. Wolf den Autor Reiner Kunze mit den Worten, dass Poesie nie entstanden wäre und nicht Jahrtausende überstanden hätte, wäre sie nicht notwendig.

Die hohe Aktualität der Inhalte der Brecht-Gedichte stellte A. P. Wolf am Beispiel des Gedichts „Die Pappel vom Karlsplatz“ vor und schlug damit einen Bogen zur aktuellen „Fridays for future“- Bewegung. Sehr einfühlsam vermittelte dann A. P. Wolf den Schülerinnen und Schülern, dass mit Hilfe eines Gedichts auch schwere Schicksalsschläge verarbeitet werden können, wie das Beispiel von Herbert Grönemeyer zeigt, dessen Songtexte seine Verlusterfahrungen thematisieren.

Um aufzuzeigen, wie wichtig gerade in der heutigen aufgeladenen Zeit Mitgefühl und Empathie seien, bediente sich A.P. Wolf noch einmal Bertold Brechts Ballade „Marie Sanders“ und forderte zum Schluss seiner Aufführung die Jugendlichen eindrücklich auf, sich mit aller Macht gegen die Stimmen zu erheben, die behaupten, die Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus nerve und die heutige Generation habe damit nichts mehr zu tun. Mit Beifall bedankten sich die Zehntklässler für die eindrucksvolle und auch ungewöhnliche Darbietung von A. P. Wolf, der eben die von ihm ausgewählten Gedichte nicht nur vorgelesen, sondern auch spielend und freigesprochen auf der Bühne inszeniert hatte.

Suche